Eine Praxis für Vielbrunn: Gemeinwohlorientierte, länderübergreifende Gesundheitsversorgung im Odenwald

Am 25.06.2022 trafen sich auf Einladung der GRÜNEN Fraktion der Michelstädter Stadtverordnetenversammlung unterschiedliche Akteur*innen aus Politik und Gesundheitswesen, um über das Thema gemeinwohlorientierte Gesundheitsversorgung zu sprechen. Anlass des Treffens war der Hilferuf des Vielbrunner Ortsbeirates durch die Ortsvorsteherin Anna Allmann, der eine Nachfolge für die in Rente gegangene Hausärztin gesucht hatte.

In seiner Einleitung erklärte Viktor Gaub, Umsetzungsbegleiter der ILE Odenwald-Allianz, dass die medizinische Versorgung seit Gründung der ILE Top-Thema für die acht Mitgliedskommunen ist. Hierin sieht die Bürgerschaft dringenden Handlungsbedarf in Anbetracht der ärztlichen Altersstruktur und der schwierigen Nachfolgesuche im ländlichen Raum, weshalb nach nachhaltigen Strukturen gesucht wurde.

Auch Dr. Martin Felger, Geschäftsführer der Diomedes GmbHhttp://www.diomedes.de unterstrich die Schwierigkeiten bei der Nachfolgesuche in seinen Ausführungen. „Die Vorstellungen der jungen Ärzt*innen haben sich verändert. Der Trend geht weg von selbständigen Praxen hin zu dem Wunsch nach Anstellungsverhältnissen“, erklärte Felger.

Auch der Wunsch nach weniger administrativer Arbeit, Teilzeitbeschäftigung und mehr Flexibilität fordere neue innovative Konzepte, gerade im ländlichen Raum. Eine Idee, diesen veränderten Vorstellungen gerecht zu werden, sei die Bildung von Genossenschaften als Träger von Hausarztpraxen. In Baden-Württemberg wurden seit 2019 unter Begleitung der DIOMEDES bereits sieben dieser genossenschaftlichen Zusammenschlüsse realisiert. Im Herbst 2021 erfolgte in Amorbach die erste Genossenschaftsgründung dieser Art Bayern. „Die Zusammenarbeit von mehreren Kommunen, Ärzten und auch anderen Berufsgruppen verfolgt das Ziel, die hausärztliche Versorgung im ländlichen Bereich gemeinwohlorientiert und wohnortnah zu sichern“, erklärte Felger. Durch Digitalisierung, neue Rollenkonzepte und enge Zusammenarbeit der Mitglieder, finde eine konsequente Entlastung der Ärzte statt. Außerdem könne flexibel auf Veränderungen reagiert und so eine durchgängige medizinische Versorgung gesichert werden.

Der Anschluss an eine solche Genossenschaft könnte jetzt auch die Rettung der Versorgung in Vielbrunn sein. Die Genossenschaft „Campus GO eG“, gegründet von den acht Kommunen der ILE Odenwald-Allianz, der Stadt Michelstadt und vom Hausarzt Hrn. Andreas Hickmann, könnte eine Nebenbetriebsstätte im Michelstädter Ortsteil errichten. „Obwohl eine solche länderübergreifende Versorgung einige bürokratische Hürden mit sich bringt, ist sie möglich und umsetzbar“, erklärte Kai Würtenberger, Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. Im nächsten Schritt sei es wichtig, mit den in der Region ansässigen Praxen verstärkt ins Gespräch zu kommen, um noch mehr Interessenten zu finden. Dafür wäre beispielsweise ein regelmäßiges Treffen mit Ärzt*innen im Einzugsbereich von Vielbrunn ein guter Weg.

Frank Diefenbach, Mitglied der GRÜNEN Landtagsfraktion in Wiesbaden, hält dieses Projekt und den Genossenschaftsgedanken für eine smarte und moderne Idee. Er wird hessische Fördermöglichkeiten abklären. Auch die Mitglieder der GRÜNEN Bundestagsfraktion Philip Krämer und Kordula Schulz-Asche sehen in der Zusammenarbeit in einer Gesundheitsregion – auch über Landesgrenzen hinweg, die große Chance, hausärztliche Versorgung auch zukünftig wohnortnah zu organisieren. „Nicht zuletzt, da dieses Konzept starke Schnittstellen zum Koalitionsvertrag der Bundesregierung aufweist“, erklärte Schulz-Asche. Für die ausgebildete Krankenschwester ist eine gute und gemeinwohlorientierte Gesundheitsversorgung besonders im ländlichen Raum eine Herzensangelegenheit.

Die GRÜNE Fraktion der Michelstädter Stadtverordnetenversammlung rund um den Fraktionsvorsitzenden Dr. Jonas Schönefeld freut sich sehr über die gelungene und informative Veranstaltung und bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, unter ihnen auch Michelstadts Bürgermeister Dr. Tobias Robischon und der Bürgermeister des Marktes Weilbach Robin Haseler.

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